Boppard - Fränkische Siedlung
In Boppard zeugt die frühchristliche Basilika von einer größeren frühmittelalterlichen
Ansiedlung.
Zwar ist Lage des fränkischen Gräberfeldes ist bekannt, keine Erkenntnis gibt es
jedoch zur zeitgleichen Siedlung des 7.-8. Jahrhunders n. Chr..
Grund für dieses Missverhältnis ist die Tatsache, dass die zu den fränkischen Gräbern
gehörenden Siedlungen in leichter Pfostenbauweise seit Jahrhunderten durch Überbauung
zerstört oder unzugänglich sind.
Während der römischen Zeit wies das Rheintal eine dichte Besiedlung auf, die sich
in der Spätantike im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. um die Hauptorte Boppard,
das antike Bodobrica und Oberwesel, Vosolvid gruppierten.
Im 5. Jahrhundert zwangen die Germanen die Römer am Rhein zum vollständigen Rückzug.
Franken übernahmen römische Städte, auf dem Land gründeten sie neue
Siedlungen, die meist unabhängig von den alten römischen Hofstellen entstanden.
Frühmittelalterliche Gräberfelder sind für die Archäologie eine unerschöpfliche
Quelle. Im 6. Jahrhundert bestatteten die Bewohner Boppards südlich des Kastells
ihre Toten zusammen mit ihrer Tracht und persönlichen Gegenständen in gemauerten
oder durch Steinplatten begrenzten Grabgruben.
Die Gräber sind so ausgerichtet, dass die Toten mit dem Kopf im Westen liegen und
ihre gedachte Blickrichtung nach Osten weist.
Auf Grabsteinen sind die Namen der Verstorbenen überliefet. Einer der bedeutendsten
Grabsteine ist der des Besontio und seiner Nichte Justiciola, und findet sich in
der Westwand der Kirche St. Severus. Die Inschrift lautet: "Hier ruhen in Frieden
der selige Diakon Besontio und seine Nichte, das selige Mädchen Justiciola. Das
Mädchen Justiciola starb acht und der Diakon Besontio sieben Tage vor den Kalenden
des Aprils, also des 26. bis 28. März.
Ein Grab enthielt die Bestattung einer reichen und wohl sozial hervorgehobenen Frau.
Die Tote lag auf einer Lage von Buchsbaumblättern, ein deutliches Zeichen für christliches
Brauchtum, das auch heute noch geweihte Buchszweige kennt. Neben dem silbernen Schmuck
der Toten ist vor allen Dingen eine um die Hüfte geschlungene Kette mit Schlüsseln
aus Bronze bemerkenswert. Solche Amulettschlüssel kennt die katholische Kirche in
späteren Jahrhunderten als "Petrusschlüssel".
Aus einem weiteren sicherlich sehr reich ausgestatteten Grab, das leider bereits
antik völlig beraubt wurde, wurde ein goldener Fingerring geborgen. Der Ring mit
einem christlichen Kreuz sowie einem ebenfalls in den Kreis christlicher Symbole
gehörenden langbeinigen Vogel, der gerade einen Fisch im Schnabel hat, ist ein weiteres
wichtiges Indiz für die Existenz der frühchristlichen Gemeinde.
Drei der insgesamt mehr als 40 ausgegrabenen Grabgruben sind im Archäologischen
Park im Original erhalten.
[Martin Thoma]