Hundheim



Das Statussymbol der keltischen Elite war der zweirädrige Streit- und Reisewagen. Zwei Wagenbestattungen fanden sich innerhalb einer Gruppe von 9 Grabhügeln und wurden in Jahr 1937 ausgegraben.
Das eine Wagengrab war vom Ackerbau stark verschliffen, der Grabhügel nur noch 25 Zentimeter m hoch. Im Zentrum des Hügels fand sich eine 3,5 m große Steinkammer, nur wenig in den Boden eingetieft. Die Steine wiederum umgaben eine hölzerne Grabkammer. In die Grabkammer war ein zweirädriger Wagen gestellt worden.
Das Holz des unzerlegt beigegebenen Wagens war vergangen, erhalten hatten sich eiserne Wagenteile und eisernen Felgenreifen, die eine Rekonstruktion des Wagens erlauben.
Im sauren Boden war das Skelett des Bestatteten völlig vergangen
In der Mitte der Grube fand sich ein eimerförmiges Bronzegefäß eine sogenannte Situla, Das aus einem einzigem Bronzeblech zusammengebogene und vernietete Gefäß in dem vermutlich Alkoholika serviert wurden, stammt von Oberitalien aus etruskischen Werkstätten. Zur Trachtausstattung des Toten und dem Verschließen eines Umhangs gehörte eine eiserne Nadel.
Wiederum fand sich in der Mitte des Hügels eine rechteckige Grabgrube von 2,8 m Seitenlänge. Eine Steinummantelung schützte die hölzerne Grabkammer, die zur Aufnahme des Wagens bestimmt war. Den Verstorbenen hatte man auf einem Scheiterhaufen verbrannt, den Leichenbrand aus den Scheiterhaufenresten ausgelesen und in der hölzeren Grabkammer niedergelegt.
Zu den Beigaben der Männerbestattung gehören neben dem Wagen ein bronzener Armring, drei eiserne Pfeilspitzen und eine Lanzenspitze.
Durch die Beigaben können die beiden Männergräber in den Zeitraum zwischen 500 und 450 v. Chr. datiert werden. Die Hundheimer Wagen sind der älteste Beleg für den leichten zweirädrigen Streit- und Reisewagen im Hunsrück. Mit der Wagenbeigabe im Grab wurde der Bestattete über den Tod hinaus verherrlicht. Über mehrere Jahrhunderte bis in die letzten Jahrzehnte  v. Chr. nahm die Wagenbeigabe in der Bestattungssitte innerhalb der  keltischen Führungsschicht eine wichtige Rolle ein.
Die Beigabe des Bronzegefäßes, verdeutlicht die weitreichenden Handelsbeziehungen zwischen den frühen Kelten im Hunsrück und den Etruskern in Norditalien.
Die Etrusker kontrollierten von der Po-Ebene Oberitaliens aus die wichtigsten Alpenpässe. Das etruskische Metallhandwerk hatte einen immensen Bedarf an Kupfer und Zinn zur Herstellung von Bronze. Zinn fand sich in der Bretagne.
Karte linie Alpenpässe, Rhein Mittelrhein Hunsrück, Champagne Bretagne
In diese Richtung führte die bedeutende Handelsroute über die Alpenpässe entlang des Rheins in Richtung Nordfrankreich. An dieser Handelsroute hatte sich am
Mittel­rhein und auf dem Hunsrück eine kleine Gruppe wirtschaftlich erfolgreicher Fami­lienoberhäupter oder Anführern herauskristallisiert und begonnen, ihre höhere soziale Position in Bewaffnung, Festen und Bestat­tungssitten öffentlich darzustellen.
Zeugnis des prähistorischen Weges über die Hunsrückhöhen geben die zahlreichen eisenzeitlichen Grabhügelfelder. In römischer Zeit wurde dieser alte Trasseverlauf weitgehend übernommen.
So konnte auch unweit der Wagengräber von Hundheim eine römische Straße in einem archäologischen Aufschluss erfasst werden.
Die Römerstraße, vermutlich auch der prähistorische Weg verlief durch die römischen Ansiedlung Wederath/Belginum, entlang des dazugehörenden größeren Gräberfeldes zu den Grabhügelfeldern der Halster Höhe.
Noch heute folgt die Hunsrückhöhenstraße in großen Teilen dem antiken von Gräbern und Siedlungen gesäumten Weg, auf dem ursprünglich die Wagen der keltischen Führungsschicht rollten.

[Martin Thoma]