Wederath - Gräberfeld



Drei große Hügelgräberfelder erstrecken sich über die Hochfläche des Hunsrücks zwischen Hochscheid und Hundheim.
Mit über 100 Grabhügeln ist das Gräberfeld von Wederath/Götzeroth das größte der drei Nekropolen.
Dieses ausgedehnte Gräberfeld wurde bei Waldarbeiten unweit des Straßenvicus Belginum, angeschnitten, 2500 Bestattungen konnten von 1954 bis 1985 ausgegraben werden.
Es ist der Verdienst von Prof. Dr. A. Haffner das nicht nur das Gräberfeld ausgegraben und ausgewertet, sondern auch die zur römischen Siedlung gehörende Tempelanlage, wie auch das Lager untersucht wurde.  
Das Gräberfeld befindet sich an einer Wegegabelung direkt neben der Hunsrückhöhenstraße. Ursprünglich verlief hier die römische Straße an der sich auf einer Länge von mehreren Hundert Meter Grab um Grab reihte.
Die gewaltigen Fundmengen aus dem Gräberfeld wurden im Rheinischen Landesmuseum Trier wissenschaftlich ausgewertet, konserviert und restauriert. Ein Teil der Funde ist im Museum des Archäologieparks Belginum bei Morbach zu besichtigen.
Über 500 Grabanlagen können der vorrömischen keltischen Bevölkerung ab dem 3. Jahrhundert bis in die Jahrzehnte v. Chr. zugerechnet werden. Die Masse der Gräber etwa 2000 wurden während der frührömischen Zeit bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. angelegt. Gering ist die Zahl der 15 spätantiken Körpergräber aus dem 3.-4. Jahrhundert n. Chr.
Die römische Antike kennt prinzipiell zwei Bestattungsarten: Das Körpergrab und die Verbrennung des Leichnams das Brandgrab.
Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Toten verbrannt, danach setzte sich, vielleicht auch durch die christliche Vorstellung der Wiederauferstehung, bedingt, die Körperbestattung durch.
Der Leichnam wurde an einem Verbrennungsplatz zusammen mit seinen Beigaben eingeäschert und gewann durch den Verbrennungsvorgang seine Reinheit wieder.
Anschließend wurde der Leichenbrand aus dem Scheiterhaufen ausgelesen, bisweilen in einer Urne gesammelt und zusammen mit den Beigaben in einer Grabgrube beigesetzt.
Wichtige Hinweise auf das römische Bestattungsritual geben die abseits der Gräber liegenden so genannten Aschegruben. In den etwa 500 Gruben fanden sich zerschlagene Gefäße und Brandschüttungen, die Überreste der Brandopferungen.
Über den sozialen Stand und die Jenseitsvorstellungen der Verstorbenen informieren neben den Grabbeigaben vor allem die Bestattungssitten. Die Gräber waren oberirdisch teils mit Steinstelen oder Steindenkmälern gekennzeichnet. Die Steindenkmäler markierten Familiengräber, die durch Gräben und leichtere Umzäunungen, später durch Mauern abgegrenzt wurden.
Die kleineren, durch einen quadratisch oder rechteckig verlaufenden Graben eingefassten Grabbezirke werden schon in keltischer Zeit angelegt und sind Ausdruck eines keltisch-römischen Totenbrauchtums. Innerhalb der etwa 300 Grabbezirke mit Grabeneinfassung, waren die Angehörigen von Familienverbänden bestattet worden.
Aus Gräbern, Aschegruben und Verbrennungsplätzen wurden gewaltige Fundmengen geborgen. Tausende von Tongefäße bilden den größten Fundbestand.
Unter den Schmuck- und Trachtbestandteilen mit hunderten von Arm-, Fingerringen, Gürtelschließen und Amulette stellen die Gewandspangen mit weit über 1000 Exemplaren die größte Gruppe.
Einen Einblick in die technologische Welt des Handwerks geben etwa 1500 Metallobjekte, darunter Waffen, Werkzeug und Haushaltsgeräte.
Schließlich erlauben über 773 Münzen eine zeitliche Eingrenzung der Gräber. Einem Brauch aus dem mediterranen Raum entspricht es den Toten mit einer Münze auszustatten. Mit der Münze sollte der Verstorbene den Fährmann Charon bezahlen, der ihn nach einem antiken Mythos über den Fluss Styx fährt, der die Ober- von der Unterwelt trennt.
In Wederath bestatteten zunächst Kelten, die sogenannten Treverer ihre Toten. In römischer Zeit wurde das Gräberfeld und dies ist für die Wissenschaft besonders spannend, über Jahrhunderte weiter belegt. Die insgesamt 8 Jahrhunderte währende Belegung der Nekropole ist ein beindruckendes Zeugnis für die gelungene römische Integration der ansässigen keltischen Bevölkerung.

[Martin Thoma]