Kirchberg - Michaelskirche



Kirchberg ist seit 1259 mit Stadtrechten ausgestattet und darf als eine der ältesten Ansiedlungen des Hunsrücks gelten. Bedauerlicherweise sind zur früh- und hochmittelalterlichen Geschichte Kirchbergs kaum Schriftquellen vorhanden, so kommt den archäologischen Untersuchungen eine hohe Bedeutung zu.
Die Restaurierung der Michaelskirche in den 60iger Jahren bot die Möglichkeit, Einblicke in die Baugeschichte der Kirche und damit auch in die mittelalterliche Besiedlungsgeschichte zu erhalten.
Im gesamten Kirchenbereich zeichneten sich Spuren einer römischen Besiedlung ab.
Es sind die Überreste des auf einer antiken Straßenkarte vermerkten Straßendorfes Kirchberg/Dumnissus.
Über den römischen Schichten fanden die Ausgräber drei Vorgängerbauten der heutigen Michaelskirche.
Vom ersten Bau hatten sich nur geringe Reste erhalten.
Im Osten des zweiteiligen Kirchenbaus befand sich der Chor, ein rechteckiger 5  m langer Raum.
Mindestens zwei Treppenstufen führten vom höher liegenden Chor zum westlich anschließenden rechteckigen Langhaus hinab.  
Der erste steinerne Kirchenbau Kirchbergs war eine einfache, knapp 15 m lange Saalkirche.
Nach dem vollständigen Abbruch des ersten Gebäudes wurde der größere zweite Bau errichtet.
Nun stand das Gebäude auf 1,4 m starken Fundamenten.
Der Chorraum wurde quadratisch ausgeführt. Nach Westen schloss das das Langhaus an.
Durch Säulen und Bögen wurde der westliche, etwas tiefer liegende Raum, in dem vielleicht das Taufbecken stand, abgetrennt.
Unterschieden sich die Bauten 1 und 2 nur durch ihre Größe, so wird für den dritten Bau ein neuer Bautyp die Basilika gewählt. Die tiefen Fundamente stehen teils auf einem Pfahlrost, dass durch die Schuttschichten der einplanierten Vorgängerbauten getrieben wurde. Die Maße des Langhauses betragen ca. 18 m in der Länge und etwa 13 m in der Breite.
Der Chorraum im Osten ist halbrund ausgeführt.
Ein etwa 3,2 m breiter Chorturm ist an die Westseite des Langhauses angefügt.
Ein weiterer Anbau, vielleicht die Sakristei, befand sich an der Nordseite des Langhauses.
Das Langhaus wird durch zwei durchlaufende Arkardenmauern in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe unterteilt. Zwischen der Apsis und dem Langhaus erhob sich das Vorjoch, ein durch Chor- und Vorlagenbögen abgetrennter Raum.
Im westlichen Teil des Langhauses trennen die Pfeilerfundamente einen Raum für das Taufbecken ab.
Saalkirchen sind die typischen Kirchenbauten des 8.-10. Jahrhunderts. Bedauerlicherweise konnten datierende Kleinfunde während der Ausgrabung nicht geborgen werden. Die in der Michaelskirche nachgewiesenen Bestattungen sind ausnahmslos ohne Beigaben. Erst ab dem 8. Jahrhundert wird die Beigabensitte aufgegeben. Der erste Kirchenbau könnte demnach frühestens im 8. Jahrhundert angesetzt werden. Die umliegende fränkische Siedlung wurde nach der Kirche auf der höchsten Stelle des Ortes „Chiriperg“ genannt, woraus das spätere Kirchberg entstand.
Im Chorfundament des zweiten Kirchenbaus der Michaelskirche fand sich eine Grabplatte des 8. Jahrhunderts eingemauert. Der zweite Bau wurde womöglich im 9.-10. Jahrhundert errichtet.
Die Datierung des dritten Baus erfolgt über die  kunstgeschichtliche Einordnung. Pfeilerbasiliken haben ihren Ursprung in der karolingischen Baukunst und reichen bis in die Romanik, im ländlichen Raum stellenweise bis in die Gotik. Vermutlich datiert der dritte Kirchenbau in das 11. Jahrhundert.
Die heutige spätgotische Hallenkirche wurde von 1460 bis 1485 über den Fundamenten der drei Vorgängerbauten errichtet.

[Martin Thoma]