Wederath - Vicus



Die römische Straßensiedlung Belginum liegt auf einer für den Hunsrück charakteristischen Hochebene der Hunsrückregion und eignete sich optimal zur Straßenführung
Die nur wenige Kilometer breite Hochfläche optimal zur Anlage einer Straße geeignet. Entlang dieser römischen Straße von Trier nach Mainz erstreckt sich etwa 600 m westlich des großen Gräberfeldes die römische Straßensiedlung Belginum..
Heute markiert der mittelalterliche „Stumpfe Turm"  das östliche Ende des Ortes, das westliche Ende liegt im Bereich der Abzweigung der Straße nach Bernkastel-Kues.
Eine Weiheinschrift nennt den in antiken Straßenverzeichnissen er­wähnte Ort Belginum.
Die Inschrift besagt, dass Einwohner von Belginum die vicani Belginates, unter dem Vorsitz eines  Beamten den Weihestein für die Göttin Epona, die Schutzgöttin der Reisenden und ihrer Gespanne errichtet hatten.
Über die Lage der römischen Bebauung beidseits der Hunsrück-Höhenstraße geben muldenförmige Eintiefungen, die Spuren frühere Hauskeller Auskunft. Die Zahl und systematische Lage der Keller lässt auf 70 bis 90 schmale Hausparzellen schließen.
Systematische Grabungen geben eine Vorstellung von der Bebauung. Die Parzellen der Privathäuser waren etwa 10 m breit. Das typische Vicus-Gebäude ist ein  so genanntes Streifenhaus mit vorgesetztem Dach zur Straße hin. Die Häuser stehen dicht an dicht, nicht selten nutzen sie gemeinsame Trennwände auf der Parzellengrenze. Unter der überdachten Veranda vor der Witterung geschützt, eilten Reisende und Bewohner entlang der Ladenzeilen.
Reges Treiben herrschte im Ort. Bauern boten Produkte der Region an, durchreisende Händler verkauften die neusten Töpferwaren. Einheimische Schmiede reparierten die Last- und Reisewagen und zogen eiserne Radreifen über die hölzernen Speichenräder.
Im rückwärtigen Hof, hinter den Laden- und Wohngebäuden weisen Brunnen, Zisternen und Abwasserkanäle auf eine sorgfältig ausgeführte Wasserver- und entsorgung hin.
Hinter den Häusern befanden sich auch die Gärten. Hier standen Apfel- und Birnen- und Kirschbäume. Dazu kamen heimische Nuss-, Pflaumen- und Zwetschgenbäume. Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen gehörten zu den Grundnahrungsmitteln. In den Gemüse- und Kräutergärten pflanzte man Möhren, Rüben, Feldkohl, dazwischen wuchsen wilde Kamille, Schwarzkümmel, Klee und Wucherblumen. Landwirtschaft wurde in den Straßensiedlungen, abgesehen von Obst- und Gartenbau oder Kleinviehhaltung, nicht betrieben.
Reisende, Händler wie auch Bewohner des Vicus Belginum suchten täglich die im Osten und Westen der Siedlung gelegenen Tempelbezirke auf, um dort zu opfern und den Schutz der Gottheiten zu erbitten. Überliefert ist die Verehrung der keltisch-römischen Göttin Epona, die Göttin der Fuhrleute.
Im östlich gelegenen Gräberfeld bestatten die Bewohner des Ortes entlang der römischen Straße ihre Verstorbenen. Reichtum und Wohlstand drückte sich in steinernen Grabdenkmälern nahe der Straße aus. Familienverbände bestatteten ihre Toten innerhalb von Grabgärten.
Die Gründung der Straßensiedlung im frühen l. Jahrhundert. n. Chr. dürfte mit dem Straßenbau und dem zur Sicherung des Verkehrsknotenpunktes errichteten römischen Lager zusammenhängen.
In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, ging die Blüte des Ortes zu Ende, ursächlich könnten fortwährende Germanenüberfälle gewesen sein.
Nach Ausweis der Münzen hatte der Ort in kleiner Ausdehnung noch bis zum Ende des 4. Jahrhunderts existiert und wurde dann aufgegeben.
Die vorrömische Ansiedlung, von der die keltischen Gräber der nordöstlich ge­legenen Nekropole zeugen, lag an  bisher unbekannter Stelle. Die Vorfahren der späteren Straßensiedlung Belginum lebten in kleinen Ansiedlungen und verstreut liegenden Gehöften.

[Martin Thoma]